Zugebenermaßen war ich die letzten Tage nicht nur am Schmökern: Zuerst war noch viel zu tun, bevor der wohlverdiente Jahresurlaub angetreten werden konnte, dann gab es mal wieder Grund zum Feiern; ich war im Garten, den Sonnenschein ausnutzen, und ganz spontan schlug der Liebste vor, wir könnten doch noch auf die Landesgartenschau in Nagold fahren. Äh, ok, nette Idee, aber wieso das denn? Naja, war die Antwort, es wäre doch ein schöner Ausflug und außerdem stünden da auf dem Gelände so eine Lok und ein paar Rollböcke rum, die man dabei gleich mitbesichtigen könne…
Aah ja…
Und so machten wir uns am Freitag in aller Frühe auf nach Nagold, wo wir bei strahlendem Sonnenschein am Bahnhof gleich von der Burgruine Hohennagold begrüßt wurden.
Blümchen auf dem Straßenpflaster wiesen dem Besucherstrom den richtigen Weg.
Die Landesgartenschau ist in Nagold in zwei Bereiche unterteilt, die durch ’normale‘ Straßen getrennt sind. Um problemlos von einem Bereich in den anderen wechseln zu können, bekamen wir an der Kasse ein Armbändchen verpaßt, wie man es von all-inclusive Urlauben vielleicht kennt.
[Eine Sache zwischendurch: Die Landesgartenschau begann Ende April und endet Mitte Oktober. Wir waren jahreszeitlich und veranstaltungstechnisch natürlich recht spät dran. Alle gemachten Beobachtungen unsererseits beziehen sich auf diese früh-herbstliche Jahreszeit.]
Zu Beginn des nördlicheren Abschnitts gibt es ein Gebäude einer ehemaligen Brauerei, welches jeden Monat einem anderen Themenbereich gewidmet ist, bei dem sich die ortsansässigen Floristen austoben können. Aktuell ging es um „Zeitliches und Ewiges“ bzw. Trauerfloristik aller Religionen.
. Nun ja, wie gesagt: die Floristen hatten ihren Spaß…
Als wir wieder draußen waren, fielen uns zuerst die einzelnen Beete auf, die am Flusslauf angelegt waren: jeweils Staudenbeete mit 4-6 Pflanzenarten, von denen das Nachbarbeet so 3/4 ebenfalls enthält, aber den Rest mit anderen Blumen ergänzt hat. Dieses Konzept zieht sich durch die gesamte Landesgartenschau und hat uns sehr gefallen. Und was ich besonders toll fand: in jedem Beet gibt es zu jedem Pflanzentyp ein Etikett mit dem jeweiligen Artnamen und der Sortenbezeichnung. Man musste manchmal etwas suchen, weil die Pflanzen alles zugewuchert haben, aber sie sind da!
Das erste von vielen Beeten…
Natürlich gab es auch Kunst im Wasser:
Künstlerisch angehauchtes Treibgut
(Ach ja, ich hätte bitte gerne auch einen so schönen Fluss in unserem Ort…)
Es wurden viele Themen angerissen, die sich in einem Stadtpark verwirklichen lassen: z.B. ein Rosengarten, ‚Spielplätze‘ für alle Altersgruppen (Schach-Garten, Wasser- und Rutschengärten, Hochseilgarten, Kamelreiten), daneben Bauprojekte mit Verbindung von Technik und Kultur:
Haus aus Platanen und Stahl
Aber auch Gärten mit alten und neuen nützlichen Pflanzen für Küche und Kosmetik wurden vorgestellt:
Angesetzte Kräuter für die Kosmetik | Kolbenhirse |
Irgendwann kamen wir dann doch zu des Liebsten eigentlichem Ziel:
Eigentlich eine kleine Gleisanlage mit einigen Fahrzeugen zur Erinnerung an die Schmalspurbahn von Nagold nach Altensteig, aber im Detail die Darstellung, wie man große Güterwagen mit Hilfe von Rollböcken ganz einfach auf Schmalspur bewegt. (Man lernt doch immer noch dazu…)
Nachdem das geklärt war, schauten wir uns noch einige Garteninspirationen und noch viel mehr Staudenbeete an:
Aster mit Duftnessel | Aster mit Grünkohl-Palme |
Und noch ein Staudenbeet…
Auch sehr hübsch…
Interessant fand ich auch ein Beet mit verschiedenen Erika- und Heidekrautarten, die es so im Handel gibt. Normalerweise holt man sich ja Pflanzen von ein oder zwei Sorten, aber als Gesamtkomposition macht sich das Ganze gar nicht schlecht.
Nach dem Verlassen des Gartenschau-Geländes schlenderten wir noch kurz durch die Altstadt, bewunderten die einzelnen Häuser unterschiedlichster Stilarten, die tatsächlich direkt nebeneinanderstehen, …
Alte Apotheke | Krummes Fachwerkhaus, gleich nebendran |
… genossen noch ein Eis und wurden dann von der Eisenbahn wieder nach Hause gebracht.
Hotel Post
Fazit: Eine hübsche Veranstaltung, die den normalen Menschen ansprechen möchte. Der Bereich, auf dem die Landesgartenschau stattfindet, wurde aus einem Park und teilweise brachliegenden Gelände zusammengestellt und soll später auch als Parklandschaft zur Verfügung stehen. Die ‚abzulaufende‘ Fläche war bei weitem nicht so groß wie bei der Floriade, was unseren Füßen natürlich gefallen hat.
Schön wäre es natürlich gewesen, die Landesgartenschau zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen, um die unterschiedlichen Bepflanzungen und Entwicklungen beobachten zu können. Abschließend stellt sich allerdings die Frage, was in ein bis zwei Jahren damit passiert, wenn kein zahlender Publikumsverkehr mehr stattfindet? Hoffentlich ist dann noch genügend Interesse vorhanden, um wenigstens einen Teil der Bepflanzungen weiterzuführen.
Die Waldach mitten in der Stadt